Wir sind alle tief betroffen und traurig über den unerwarteten Tod von Ernst Bai. Er ist am 3. März 2024 einem schweren Herzinfarkt erlegen. Ernst hat an der Seite seiner Frau Ruth vor 35 Jahren Glaube und Behinderung mitgegründet und während vielen Jahren mitgeprägt. Er teilte ihre Vision von einer Arbeit mit und unter Menschen mit Behinderungen. Er wird uns fehlen und mit seinen Stärken und Vorlieben und auch aufgrund von unvergesslichen Geschichten in Erinnerung bleiben.
Ernst der Hilfsbereite
Auf vielen Reisen und Anlässen hat uns Ernst begleitet und überall dort mitgeholfen, wo seine Hilfe gefragt war. Sei dies beim Optimieren der Zimmer, wenn zum Beispiel jemand eine zweite Matratze aufs Bett wünschte, beim Einrichten eines Tagungssaals oder Umplatzieren der Stühle, damit Rollstuhlfahrende bequeme Plätze vorfanden. Auf der Reise in den USA im Jahr 2000 standen uns nur zwei sehr separative Busse zur Verfügung. Einer für die Fussgänger:innen und einer für alle Rollstuhlfahrer:innen Kurzerhand haben Ernst und Willy Messerli die Busse «umgebaut» und auf den Ausflügen die Teilnehmenden in die Busse und wieder hinaus getragen. Ein anderer Kraftakt war das Baden im Toten Meer oder bei anderen Ferienreisen. Stundenlang hat Ernst jeweils geholfen, dass alle, die baden wollten, auch ins Wasser und wieder raus kamen.
Seine Gelassenheit hat mich beeindruckt - eine Gelassenheit durch Loslassen und Vertrauen in Gottes Wirken. Das nehme ich als Vermächtnis mit.
Christoph Marti
Ernst der Prediger und Seelsorger
In den Ferienwochen in Interlaken sowie auf den Reisen im Ausland war Ernst für das geistliche Wohl der Teilnehmenden zuständig. So hielt er im Verlauf der Jahre bei GuB mehr als 120 Andachten zu lebensnahen Themen. Manche sogar zweimal am gleichen Tag. Seine Andachten, die seelsorgerlichen Gespräche und der Austausch mit ihm waren wertvoll und wurden rege genutzt. Ernst stand für eine mutmachende Theologie, lebensnah und umsetzbar.
Die Ferien von GuB waren so begehrt, dass meistens zwei Busse auf Tour waren. Bei langen Ausflügen oder Transferfahrten kam es deshalb auch schon mal vor, dass Ernst die Andachten zuerst im ersten Bus hielt und dann – nach einem Halt des ganzen Konvois am Strassenrand – in den anderen Bus umstieg, um die gleiche Andacht auch noch ein zweites Mal zu halten.
Ernst der Natur- und Tierfreund
Ernst liebte die Natur, die Schöpfung und vor allem die Berge. Er war so oft wie möglich draussen unterwegs, auch in den Ferien mit GuB. Wenn es die Möglichkeit gab, eine kleine Wanderung einzubauen, war Ernst der Erste, der teilnahm und mitging. Und wenn jemand mit seinem Rollstuhl zwischen Oeschinensee und Kandersteg stecken blieb, dann war Ernst der Erste, der sich als Retter in der Not auf den Weg machte. Oft hatte er auch seine Joggingsachen dabei und drehte zwischendurch seine Runden. Wo immer ein Tier am Wegrand stand, hat Ernst versucht, mit ihm in Kontakt zu kommen. Sei dies eine Ziege, ein Pferd oder eine Kuh. Und wenn die Kuh Hilfe brauchte, machte Ernst kurzerhand den Bauern ausfindig und informierte ihn.
Mit diesen und vielen anderen Erinnerungen wird Ernst Bai uns in Erinnerung bleiben. Wir wünschen Ruth und ihrer Familie in dieser schweren Zeit viel Kraft und Zuversicht.