von Ruth Bai-Pfeifer
anhand von Auszügen aus dem Lebenslauf – verfasst von Willy Messerli, mit Hilfe der Schwestern von Vreni und Sohn Jonathan.
Am frühen Morgen des 7. September 2020 ist Vreni Messerli nach langer, tapfer ertragener Krankheit im Alter von 76 Jahren gestorben. Vor ca. 27 Jahren sind Vreni und Willy Messerli zu Glaube und Behinderung gestossen. Die Ferien- und Reisetätigkeit von GuB gäbe es nicht, ohne Willy und Vreni. Wie oft hat Vreni die Koffer gepackt um zusammen mit Willy, der die Auslandreisen von GuB jeweils mit grosser Sorgfalt plante und leitete, wieder irgendwohin zu reisen. Vreni war so etwas wie unsere „Reise-Mutter“.
Vreni war eine tapfere Frau
Vreni war eine der tapfersten Frauen, die ich in meinem Leben kennen lernte. Ihr ganzes Leben war geprägt von vielen verschiedenen Schmerzen – nicht nur die körperlichen, nein, auch die seelischen Schmerzen trug sie mit bewundernswerter Tapferkeit. Sie hatte viele Schicksalsschläge zu verkraften. 1970 wurde Daniel geboren und 1971 folgte Susanne, leider mit einem schweren Geburtsgebrechen, welches nach einem halben Jahr zum Tod führte. Die Familie vergrösserte sich mit der Geburt von Jonathan und später mit Simon. Die drei, anscheinend gesunden, Buben machten Willy und Vreni grosse Freude. Sie unternahmen viele Radtouren und Ausflüge miteinander. Als alle drei Buben schulpflichtig waren, merkten die Eltern, dass Daniel, der älteste, mehr und mehr schwankte und auch zu Fuss plötzlich sich da und dort halten musste. Nach mehreren Untersuchungen im Inselspital wurde bei ihm die Nervensystem Erkrankung «Friedreich’sche Ataxie» diagnostiziert. Vreni kam ganz niedergeschlagen nach Hause mit der Aussage des Arztes, dass diese Krankheit auch die beiden jüngeren Söhne treffen könnte. Ihre Söhne, welche doch vollständig gesund waren, so meinten sie wenigstens, erkrankten im Abstand von etwa 2 Jahren, einer nach dem anderen, an dieser körperlich fortschreitenden Krankheit. So mussten alle im Alter zwischen 15 und 20 Jahren mit dem Rollstuhl Bekanntschaft machen. Willy schreibt im Lebenslauf: „Dank Gottes Durchhilfe, obschon wir eigentlich im dunklen Tal (nach Psalm 23) angelangt waren, durften wir als Familie ein weitgehend normales Leben führen. Wir als angeschlagene Familie, wurden, dank vielen lieben Leuten, trotzdem überall voll akzeptiert.“
Vor elf Jahren, 2009 ging es wieder durchs dunkle Tal, weil Vreni starke Knochenschmerzen verspürte und nach verschiedenen Untersuchungen eine Knochenkrebs-Erkrankung festgestellt wurde. Eine starke Chemo brachte vorläufige Heilung und Vreni konnte wieder allen seinen Verpflichtungen nachgehen. Sie konnte sich ohne Hilfsmittel bewegen, Fahrrad fahren und auch wieder den Familiengarten pflegen. Ein Jahr später, im Jahre 2010, starb ihr ältester Sohn Daniel und wurde von seiner starken Behinderung erlöst. Er durfte im festen Glauben an Jesus Christus heimgehen. Wir als Familie sanken in tiefe Trauer und besonders Vreni fiel in eine tiefe innerliche Krise.
Die Mitarbeit bei «Glaube und Behinderung» war für uns immer eine echte Stärkung im Glauben. Die Auslandreisen für körperbehinderte Menschen führten uns nach Schweden, Holland, Griechenland und sogar nach Amerika. Besonders für unseren ältesten Sohn Daniel, welcher bereits sehr stark behindert war, waren diese Reisen der Himmel auf Erden.
Vreni war eine hilfsbereite Frau
Ihre grosse Hilfsbereitschaft wurde auch auf unseren Reisen immer wieder sichtbar. Vreni sah man selten, ohne dass sie einen Rollstuhl vor sich herschob. Wenn wir ihr „frei gaben“, ging es keine 10 Minuten, und sie fand wieder irgendjemanden, dem sie helfen konnte… es ging ihr immer darum, dass es anderen gut ging. Vermutlich gerade durch das Mitleiden in der eigenen Familie war für Vreni Hilfsbereitschaft, auch ausserhalb der Familie, sehr wichtig und auch gefragt.
Vreni war eine begabte Frau
Immer wieder fand Vreni auch Zeit und Freude für ihr kreatives Hobby. Ihre Scherenschnitte, Linolschnitte und ganz besonders die gemalten Aquarell-Bilder von Blumen und Landschaften zeugen von einem grossen Talent und sind echte Kunstwerke. Durch ihre künstlerische Hand durften über 30 Jahreslosungen entstehen, welche jeweils anfangs Jahr vielen Verwandten und Bekannten zugestellt wurden. Sie war auch eine sehr gute Köchin und Gastgeberin.
Vreni war eine fröhliche Frau
Trotz ihres eigenen beschwerlichen Lebens, in dem sie oft sehr herausgefordert war, war sie meist eine fröhliche Frau. Wir haben oft und viel mit ihr gelacht. Sie hat auch gerne gesungen. Geistliche Lieder, mit gutem Inhalt, waren ihr wichtig.
Vreni war eine glaubende Frau
Vreni hat sich entschieden, an den Gott der Bibel zu glauben, auch wenn das Leben alles andere als einfach für sie war. Das tägliche Lesen in der Bibel zusammen mit Willy war für Vreni sehr wichtig. Daraus konnte sie viel Kraft schöpfen und sich gute Bibelkenntnisse aneignen. Sie wusste sich von Gott getragen, getröstet und geborgen. In ihrem Leben ging sie öfter durchs dunkle Tal. Aber Vreni entschied sich, diesem Jesus treu zu bleiben. Wenn ein Mensch sich von Gott abwenden hätte können, weil dieser liebende Gott so viel Unverständliches zugelassen hat, wäre das Vreni gewesen. Aber sie tat es nicht! Sie wusste, dass sie diesen Halt in Gott brauchte. Sie lebte nach den Worten in dem bekannten Lied: „Auch wenn ich gar nichts fühle, von deiner Macht. Du bringst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht. So nimm denn meine Hände und führe mich, bis an mein selig Ende und ewiglich.“ Sie glaubte, dass es einmal einen Tag gibt, wo sie all das, was schwer war, hinter sich lassen kann und für immer im Himmel bei IHM sein darf, wo es kein Leid, keine Tränen und keinen Schmerz mehr gibt.
In den letzten 8 Wochen verschlechterte sich Vrenis Gesundheit von Woche zu Woche. Nach nur 5 Tagen Spitalaufenthalt, durfte sie frühmorgens ruhig einschlafen. Jetzt darf sie schauen, was sie ganz fest geglaubt hat. Auf ihrem Nacht-Tischli zu Hause liegt das Büchlein: «Das Beste kommt noch».