Wie geht es Helen Bircher?

September 2014, Helen Bircher

Mitten im Leben

Aus heiterem Himmel veränderte eine Hirnblutung an Weihnachten 1975 das Leben des 8jährigen Mädchens für immer. Seither ist Helen halbseitig gelähmt.

Es ist ein Wunder, dass sie trotzdem die Regelschule und eine kaufmännische Lehre erfolgreich abschliessen, sowie später die Ausbildung zur Sozialdiakonin absolvieren konnte. Helen ist eine aktive und dankbare Frau, die weiss, es gibt diesen Gott, der auch heute noch Wunder tut: Sie steht trotz allem heute noch mitten im Leben. Die lebensbedrohlichen Hirnblutungen mit schweren Komplikationen, die insgesamt 8 Operationen am Kopf erforderten, hätten viel schwerwiegendere Konsequenzen haben können.

Grenzen / Gratwanderung

Glaube und Behinderung lernte ich kennen, als ich mich 1993 für meine Diplomarbeit am Theologisch-Diakonischen Seminar auf ein Thema eingelassen hatte, das mich persönlich sehr herausforderte: „Warum? – Die Frage des kranken Menschen“. Dass ich während dieser intensiven Zeit auf einen Seminartag von GuB aufmerksam wurde und daran teilnehmen konnte, war nicht nur für den Abschluss meiner Arbeit ein Segen, sondern auch für meinen Lebensweg. Bei GuB fand ich Menschen, die ich vorher an meiner Seite vermisst hatte, ohne dass ich konkret wusste, wer oder was mir fehlte. Ich hatte in den Studienjahren am TDS Aarau viel gelernt und hatte mich, vor allem auch durch das Zusammenleben und Unterwegssein mit verschiedenen Christen, positiv entwickelt. Im Studium, in der WG und in den Praktika blieb ich jedoch mit meiner Behinderung immer die Einzige. Trotz aller Rücksichtnahme, fühlte ich mich nicht immer verstanden. Ich passte mich so weit wie möglich an, wie schon immer, seit mein Körper infolge einer Hirnblutung halbseitig gelähmt ist.

Mich einfügen in die Welt der Nicht-Behinderten, in der ich auch heute noch lebe und arbeite, bedeutet jedoch immer wieder auch ein „Laufen am Anschlag“, an der Grenze meiner Kräfte. Mir diese Grenzen einzugestehen und mich ihretwegen nicht minderwertig zu fühlen, fällt mir bis heute oft schwer. Es hilft mir jedoch enorm, bei GuB Freunde zu haben, die sich mit den Schwierigkeiten dieser stetigen Gratwanderung auskennen und mich dabei unterstützen.

Mit GuB unterwegs

Oft schon bin ich mit GuB gereist und an Ziele gelangt, zu denen ich mich alleine nie getraut hätte aufzubrechen (Schweden, Israel, Amerika …) Mit GuB unterwegs zu sein oder mit GuB ein Wochenende zu verbringen, ist für mich jeweils wie die Rast bei einer Oase. Ich kann mich dort erholen von den täglichen Herausforderungen meines aktiven Lebens als Körperbehinderte und neuen Mut schöpfen für meinen oft hindernisreichen Weg.

Mit meinen Kräften haushalten

Während einigen Jahren hatte ich aktiv im Vorstand mitwirkt als Aktuarin. Inzwischen haben mehrere Unfälle meinem Körper zugesetzt, und die Spätfolgen der Halbseitenlähmung machen sich zunehmend bemerkbar. Meine Energie reicht noch aus, um 50 % als Sozialdiakonin bei einer evangelisch-reformierten Kirchgemeinde zu arbeiten, im Kirchenchor zu singen, mich um meine beiden ziemlich anspruchslosen Schildkröten, Oskar und Olga, zu kümmern und die Therapien zum Erhalt meines Gesundheitszustandes nicht zu vernachlässigen. Mit dem kleinen verbleibenden Rest versuche ich sorgfältig zu haushalten.

Wunsch

Nicht nur ich bin älter geworden. GuB feiert seinen 25. Geburtstag! Ich hoffe für diese tolle Arbeit, dass sich immer wieder Menschen finden, die bereit sind, sich mit ihrer Zeit, ihrem Wissen, ihren Begabungen oder ihrem Geld zu engagieren und mitzuhelfen, die Oasen zu schaffen, an denen wir Behinderten in unserem Glauben wachsen, Freunde finden und Kraft tanken können.

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