Multiple Sklerose

Juli 2014, von Ruth Bai-Pfeifer

Doppeltes Leid

Rosmarie Schacher erlebt doppeltes Leid. Als junge Frau wird sie mit MS konfrontiert. Trotzdem findet sie ihr Eheglück. Nach nur acht Ehejahren stirbt ihr Mann Ronald an einer Hirnblutung. Heute lebt Rosmarie im Rollstuhl in einem Heim in Wetzikon.

Rückblick

In unserer Zeitschrift 1/06 hatte ich die Geschichte von Rosmarie im Editorial kurz gestreift. Wie geht es ihr heute? Ich erinnere mich, wie sie als siebenjähriges Mädchen fröhlich mit anderen Kindern spielte, herumrannte und lachte. Ihr breites, helles Lachen ist mir geblieben.

Erst im Frühjahr 2006 traf ich Rosmarie wieder. Damals war sie 35 Jahre alt. Im Gegensatz zu früher, sass Rosmarie im Rollstuhl. Sie erzählte mir ganz offen, dass sie mit 16 Jahren den ersten Multiplen Sklerose-Schub hatte. Rosmarie war in der Lehre als Köchin, als die Krankheit Multiple Sklerose (MS) ausbrach. Plötzlich konnte sie nicht mehr gut laufen. Später kamen Doppelbilder dazu, die sich aber bis heute glücklicherweise nicht wiederholten. Auch vergass sie vieles. Seither hatte sie immer wieder Schübe.

Gute Zeiten – schlechte Zeiten

Ein glückliches Jahr durfte sie in der Stadt Haifa, in Israel verbringen. Zurück in der Schweiz lernte sie Ronald kennen, den sie 1998 heiratete. Ihr Mann umsorgte sie liebevoll und hielt zu ihr trotz MS. Ihre Ehe blieb kinderlos. Sie konnte aufgrund ihrer Krankheit keiner Arbeit nachgehen. Das Gleichgewicht beim Gehen zu halten, bereitete ihr Mühe, deshalb brauchte sie einen Rollstuhl, wenn sie ausser Haus ging. Sie sei auch sehr vergesslich geworden und es gehe ihr mal so, mal so.

Radikale Wende

Nach zehn Ehejahren erlitt Ronald 2008 unerwartet eine Hirnblutung, woran er mit 46 Jahren starb. Das Leben von Rosmarie veränderte sich radikal. Wie sollte alles weitergehen? Zuerst zog sie zu Freunden, später dann ins IWAZ (Invaliden Wohn- und Arbeitszentrum für Mobilitätsbehinderte). Rosmarie sagt, sie habe die schwere Lebensführung dank vieler Menschen, die für sie beteten, trotz allem gut überstanden. So paradox es klingen mag, aber ihre Vergesslichkeit half mit, besser über die Trauer hinweg zu kommen.

Auch wenn sie auf fremde Hilfe für ihre Lebensbewältigung angewiesen ist, sei ihr Leben noch einmal fröhlich und farbig geworden. Der Elektrorollstuhl gibt ihr Freiheit und ihr Radius habe sich ausgeweitet. Sie ist auch noch für verrückte Dinge zu haben: An ihrem 40. Geburtstag wagte sie einen Gleitschirmflug! Sie geht wieder in die Ferien und reist gern mit GuB, nimmt an Tagungen von GuB teil und geniesst es, mit anderen gläubigen, behinderten Menschen zusammen zu sein. Dass sie bei GuB auch Susanne Furrer kennen gelernt hat, die jetzt ihre Bezugsperson im Heim geworden ist, macht sie sehr glücklich.

Ihre Wochen sind bis heute gefüllt mit Arbeit in der Werkstatt des IWAZ und mit Therapien: Physio- und 1x Hypotherapie (Reiten).

Gott ist mittendrin

Den Glauben an Gott hat Rosmarie nicht über Bord geworfen, auch empfindet sie keine Rebellion gegen ihn. Es sei jetzt so, wie es ist. Sie liest immer wieder in der Bibel und geht in zwei Hauskreise. Zudem leben noch andere gläubige Mitbewohner im Heim. Jesus gibt ihr Hoffnung, Trost und Zuversicht um mit ihren Lebensführungen positiv weiter zu gehen, wenn es manchmal auch traurige Momente gibt. Ihr Freundeskreis ist nicht sehr gross, aber treu. Besucher heitern ihr Leben auf, aber bei ihrem Programm müssen sich alle voranmelden. Sie lacht bei diesen Worten. Rosmarie hat einen schelmischen Humor. Der Schalk blitzt in ihren Augen, wenn sie erzählt. Und dann will sie noch eines loswerden: Sie wünscht sich, dass es bei GuB so weitergeht mit den Ferien und Reisen und Tagungen. Sie sei so gerne dabei und habe neue Freundschaften geknüpft.

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