Berliner Schnauze trifft Bärner Giel

März 2020, Markus Zuberbühler

Sowohl die Berner als auch die Berliner haben einen Bären im Wappen. Das heisst aber nicht, dass man die beiden «Bärchen» einfach in einen Topf werfen kann. Wie das geht, wenn eine mit Berliner Schnauze auf einen gemütlichen Berner trifft? Das wollte ich von Uta Benndorf und Alex Eggimann erfahren. Fangen wir doch im hohen Norden an …

Uta ist in der DDR nordöstlich von Berlin geboren und aufgewachsen und machte dort eine Ausbildung zur Krankenschwester. Kurz vor dem Fall der Berliner Mauer plante ihr Ausbildungsbetrieb die Diplomreise mit ihrer Klasse ins Diakonissenheim in Zollikerberg in der Schweiz. Ob sie die Ausreisebewilligung bekommen würden, war jedoch nicht sicher. Und die Diakonissen in der Schweiz rechneten noch nicht wirklich mit den Besuchern aus dem Osten. Dann fiel aber die Mauer und der Reise stand nichts mehr im Weg. Uta gefiel es dort so gut, dass sie später die gewonnene (Reise)Freiheit nutzte, und im Jahr 1991 eine Stelle in eben diesem Diakonissenheim angenommen hat.

Mit einem Bandscheibenvorfall im Nacken begann dann 2001 ein längerer Leidensweg mit vielen Aufs und Abs. Uta musste mehrere Operationen über sich ergehen lassen und fing sich bei einem Autounfall auch noch ein Schleudertrauma ein. Später begann sich ihre Wirbelsäule massiv zu verändern, was wiederum dauernde Schmerzen und Arbeitsunfähigkeit zur Folge hatte. Inzwischen geht es ihr wieder etwas besser. Sie kann zwar nach wie vor nicht länger als zwei Stunden aktiv sein. Trotz dieser Einschränkung arbeitet sie heute stundenweise in der Seniorenbetreuung.

Aller Anfang ist schwer

Über Bekannte fand Uta vor 9 Jahren den Weg zu Glaube und Behinderung und erfreute seither die Gäste in den Ferienangeboten oder an Wochenenden mit ihrem musikalischen Talent. Wann immer es ihr Leidensweg zuließ, hielt sie Ausschau nach einem Mann fürs Leben. Eine dieser Gelegenheiten bot sich an einer Mitgliederversammlung von Glaube und Behinderung, vor sieben oder acht Jahren. Auf dem Weg vom Restaurant zum Versammlungsort fiel ihr dieser fesche Mann mit Hut auf. Wie wir alle richtig vermuten, war Alex dieser Mann mit Hut. Vom ersten Augenblick waren ihr Interesse und ihr Jagdtrieb geweckt und Uta wagte sogar einen ersten Annäherungsversuch. Dieser blieb aber unbeantwortet. Lags am Dialekt oder war Alex nicht interessiert? Aber vielleicht hat er Uta schlicht und einfach nicht verstanden. Denn Alex ist von Geburt an hörbehindert und trägt seit dem zweiten Lebensjahr Hörgeräte. Er ist in Worb aufgewachsen und besuchte unter anderem die Volksschule, an der sein Vater unterrichtete. Nach der Schule hat Alex den Schreinerberuf erlernt und arbeitet heute in der Nähe von Burgdorf in einer geschützten Werkstätte in der Holzverarbeitung. Alex wurde vor fast 20 Jahren von Erich Christen zu einem GUB-Anlass eingeladen und gehört seither zu den bekannten und nicht mehr wegzudenkenden «Bärner-Giele».

Es war im Kaunertal …

Wie ging es aber weiter nach Utas gescheitertem Annäherungsversuch an der Mitgliederversammlung? Zuerst lief ein paar Jahre gar nichts. Dann kam die GuB-Ferienreise ins Kaunertal im September 2018. Uta fasste sich nochmals ein Herz uns setzte alles auf eine Karte. Schon am ersten Tag ergab sich ein Spaziergang zu zweit. Bei den Ausflügen fand man Uta immer in Alex Nähe. Einigen in der Gruppe fiel Uta’s werben um Alex auf. Einigen, ausser Alex. Erst als Uta fragte, ob sie sich auch nach den Ferien wieder treffen möchten, hat es ihm langsam gedämmert.

Was hat sich seither geändert?

Ein Jahr später hat Uta ihre Freunde in der Region Zürich zurückgelassen und ist ins Bernbiet, in die Nähe von Alex gezogen. Schritt für Schritt sind die beiden am Lernen, sich daran zu gewöhnen, dass da noch jemand anderes ist, auf den es Rücksicht zu nehmen gilt. Gemeinsame Wochenenden, Ausflüge, Fernseh- oder Spielabende helfen ihnen dabei. Im Herbst letzten Jahres haben sie ihre ersten gemeinsamen Ferien im Kiental verbracht. Aufgrund unterschiedlicher Interessen und Möglichkeiten lernten sie, einander zwischendurch ziehen zu lassen bzw. auf den Anderen Rücksicht zu nehmen.

Zu den Herausforderungen im Alltag gehört die Kommunikation. Uta muss ihre Berliner Schnauze etwas zügeln. Denn wenn Alex sie bei ihrer Rede nur noch herzzerreissend anlächelt, dann ist es gut möglich, dass der Kommunikationsfaden gerissen ist. Beide geniessen es zwar, nicht mehr alles alleine entscheiden zu müssen und zu merken, dass seine Meinung gefragt ist. Gleichzeitig kann es aber auch herausfordernd sein, gewisse Sachen nicht mehr allein entscheiden zu können bzw. zu wollen.

Und die Zukunft?

In unserem Gespräch kam schliesslich der Moment für die Frage nach der Zukunft. Es ist nicht so, dass nun beide angefangen hätten, mir ihre Wünsche möglichst farbig vor Augen zu malen, Nein, zuerst folgte eine etwas längere Pause und erwartungsvolle Blicke zwischen den beiden. Alex bricht das Eis: Sein Wunsch ist es, dereinst eine gemeinsame und genügend grosse Wohnung zu finden. Weil er seit über 40 Jahren in einem Haus mit einem grossen Garten lebt, sollte die Wohnung auch etwas Grünfläche ermöglichen. Und wenn diese Wohnung gefunden ist, dann könnte sich Alex auch vorstellen, zu heiraten.

Uta schliesst sich den Wünschen von Alex zu 100% an. Einfach etwas schneller bitte ….

Infos zum Artikel

Das Berliner Wappen

Das Berner Wappen

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