Als junger Familienvater mitten aus dem Leben gerissen

August 2014, Das Gespräch führte Hansueli Gujer

Doris Stettler, was geschah genau vor 20 Jahren?

Daniel war kerngesund und verbrachte ein Geschäftswochenende in Fribourg beim Skifahren. Dort erlitt er aus heiterem Himmel einen Hirnschlag am Skilift. Unverzüglich wurde er mit der REGA ins Spital geflogen. Schon während dem Flug versagte seine Atmung und es folgten viele Komplikationen. Menschlich gesehen war es hoffnungslos, doch die Gemeinde betete ununterbrochen während 6 Wochen- und Daniel überlebte.

Daniel, konntest du dich an etwas erinnern?

Nein, überhaupt nicht, es ist wie ein Leben davor und danach. Nach 6 anstrengenden Rehamonaten in Valens, konnte ich nach insgesamt 9 Monaten, als schwerbehinderter Mann endlich wieder nach Hause. Daran habe ich ganz schwache Erinnerungen.

Welches war deine damalige Familien-Situation?

Daniel: Die drei Jungs waren 3, 5 und 7 Jahre alt und brauchten natürlich noch ständig Betreuung. Wir durften viel Unterstützung und Hilfe von Familie und Freunden erfahren. Ob Kinderhüten, Fürbitte, oder ganz praktische Hilfe in Haus und Garten. Ein Au Pair Mädchen hat uns ein Jahr lang unterstützt. Doris war die ersten 3 Monate praktisch immer im Spital bei mir. Für mich eine grosse Hilfe, da ich ja auch nicht mehr sprechen konnte.

Bist du am Leben und an Gott verzweifelt?

Doris: Nein. Wir waren in 10 wirklich guten, intensiven Ehejahren ein starkes Team geworden und hatten schon einige Herausforderungen gemeinsam gemeistert. Als Krankenschwester hatte ich viel Leid gesehen und wusste, dass Schicksalsschläge einfach zum Leben gehören. Und jetzt hatte es eben uns getroffen, und Gott war mittendrin. Als Familie hatten wir oft einen Bekannten im Rollstuhl bei uns, so reagierten die Kinder echt gut, als ihr Vater nun im Rollstuhl nach Hause kam. Sie waren eine Riesenhilfe auf dem Weg zurück in die Normalität.

Daniel: Ich bin jemand, der nach vorne schaut, es zählt das JETZT, nicht die Vergangenheit. Ich bin von Herzen dankbar für die gesunden Tage, habe sie nie als selbstverständlich betrachtet. Nun lebe ich mit vielen Einschränkungen und will mein Leben trotzdem weiter so segensreich wie möglich gestalten.

Doris: Auch ich bin dankbar wie es uns geht, nebst aller Erschöpfung. Ja, damals wurde uns der Boden unter den Füssen weggezogen– und wir fielen in Gottes Hand. Mein Lieblingsvers aus Psalm 63: „Meine Seele klammert sich an dich und deine Hand hält mich.“   Seine starke Hand hält mich, auch wenn meine müde Seele erschöpft „einschläft“, eben wie ein kleines Kind in den Armen seines Vaters.

Infos zum Artikel

Man muss nicht dieselben Behinderungen haben um sich zu verstehen. Jeder kennt die Herausforderung, mit Grenzen leben zu müssen.

Daniel Stettler
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