Jesus hilft mir im Alltag

September 2020, September 2020

Seit einigen Jahren ist Astrid immer wieder ein gern gesehener Gast an Veranstaltungen von Glaube und Behinderung. Als ruhige Person und stille Geniesserin schätzt sie eher das Gespräch zu zweit und ist nicht gern im Mittelpunkt. So ist Astrid wohl für viele noch ein unbeschriebenes Blatt. Höchste Zeit also, sie um einen Interviewtermin zu bitten und sie der GuB-Familie vorzustellen.

Astrid wohnt in einem zentral gelegenen und doch ruhigen Quartier in Belp. Sie wohnt selbstständig in ihrer Wohnung und empfängt mich mit Kaffee und Brötli zum Interview.

Vielen Dank Astrid, dass du uns einen Einblick in deine Geschichte und dein Leben gibst. Erzähl uns doch von deinen ersten Lebensjahren und wie du aufgewachsen bist.

Ich bin in Belp mit einer Schwester aufgewachsen. Meine Eltern und meine Schwester sind nach wie vor meine wichtigsten Bezugspersonen. Zur Schule ging ich in eine heilpädagogische Schule in Wabern (gleich neben Belp). Weil ich bei der Geburt Fruchtwasser getrunken und einen Sauerstoffmangel hatte, fällt mir das Lernen seit jeher schwerer als anderen. Nach der Schule habe ich während zwei Jahren die Haushaltungsschule im Theresiahaus in Solothurn absolviert. Danach habe ich an verschiedenen Stellen gearbeitet: in einem Verlag und eine Zeitlang in einer Küche. Dort waren die an mich gestellten Anforderungen manchmal zu hoch, und so musste ich wieder eine neue Stelle suchen.

Und wie sieht dein Alltag heute aus?

Ich stehe früh auf und starte meinen Tag mit Bibellesen und Gebet. Dann mache ich den Haushalt, putze meine Wohnung, mache die Wäsche und gehe im nahegelegenen Coop einkaufen. Das Einkaufen zählt jedoch nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Dann koche ich mir etwas zum Zmittag, damit ich mich rechtzeitig auf den Weg zur Arbeit machen kann. Ich arbeite seit fünf  Jahren zu 50 % in der Stiftung Silea in Thun in einem geschützten Arbeitsumfeld. Dort gefällt es mir sehr gut. Ich werde sehr gut betreut und auch immer wieder gut in neue Aufgaben eingeführt. Da ich manchmal an mir zweifle, bin ich sehr dankbar für die Ermutigung und den Zuspruch meiner Betreuungspersonen.

 

Bleibt dir neben der Arbeit und dem Haushalt noch Zeit für andere Aktivitäten?

Ja, ich habe drei Hobbies. Einerseits fahre ich wahnsinnig gerne Zug. Ich bin ein echter Bahn-Fan und bin gerne unterwegs. Ich geniesse die vorüberziehenden Landschaften und finde die Einfahrt in den nächsten Bahnhof immer wieder spannend. Meistens begleiten mich meine Eltern auf meinen Zugfahrten, vor allem wenn ich die Strecke und die Bahnhöfe noch nicht kenne.

Das zweite Hobby ist das Wandern. Ich kann mich dabei gut erholen und auftanken. Die Wanderungen dürfen gerne drei bis vier Stunden dauern. Allzu schmale Wege habe ich jedoch gar nicht gerne. Auch auf meinen Wanderungen werde ich oft von meinen Eltern begleitet. Zu meinen Lieblingsorten gehören z.B. der Balmberg, der Gurten oder auch der Twannberg.

Und mein drittes Hobby ist das Lesen. Neben der Bibel – dort bin ich im Moment in den Büchern der Könige unterwegs – lese ich gerne schöne Geschichten. Sie dürfen aber nicht zu aufwühlend sein, da sie mich dann zu stark beschäftigen und ich nicht mehr abschalten kann. Im Moment bin ich an einem Buch von Francine Rivers mit dem Titel «Der Priester». Es ist die Geschichte von Aaron, der immer etwas im Schatten von Mose stand.

Wie sieht deine Geschichte mit Gott aus und wie bist du auf Glaube und Behinderung gestossen?

Ich bin in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen. Mit etwa 33 Jahren wurden ich an einen Alphalive Kurs eingeladen, wo ich dann zu einer persönlichen Beziehung zu Jesus fand. Für meine Eltern sind mein Entscheid und mein Gemeindewechsel heute kein Problem mehr, obwohl doch zwischendurch die Hoffnung durchschimmert, dass ich vielleicht mal zurückkommen würde.
Zu Glaube und Behinderung bin ich durch Mirjam Steinle, meine beste Freundin, gekommen. Sie hat mich vor ein paar Jahren mal an ein Wochenende mitgenommen. Dort hat es mir so gut gefallen, dass ich mich immer wieder fürs Wochenende angemeldet habe. Eine ganze Ferienwoche wäre mir zu viel Betrieb und somit zu anstrengend für mich.

In welcher Gemeinde/Kirche hast du dein geistliches Zuhause und wie kannst du dich dort einbringen?

Ich bin in der EMK in Belp und fühle mich dort sehr wohl und gut aufgenommen. Mir geben der Gottesdienst und die Predigt am Sonntag sehr viel. In einem Hauskreis bin ich im Moment nicht, weil diese normalerweise abends stattfinden und es für mich auch zu anstrengend wird. Ich beteilige mich aber ab und zu beim Gebetstreffen vor dem Gottesdienst und nehme bei Bedarf auch die Seelsorgedienste der Gemeinde in Anspruch.
Da ich eher eine Einzelgängerin bin, telefoniere ich gerne mit meinen Eltern und Mirjam. Ich finde es sehr schön, auf diese Weise einander Anteil zu geben und füreinander zu beten. Ich darf immer wieder erfahren, wie Gott mir im Gebet Ruhe und Frieden über Situationen schenkt, die mir Angst machen, oder mich verunsichern. Jesus hilft mir aber auch bei alltäglichen Anliegen. So habe ich vor Kurzem auf wundersame Weise Schuhe gefunden, die mir wie angegossen passen. Da ich einen schmalen Fuss habe, ist für mich die Suche nach passenden Schuhen immer eine sehr aufwändige Sache.

Wovon träumst du?

Ich fahre wie gesagt sehr gerne Zug. Aus Kostengründen kehre ich aber immer wieder am gleichen Tag zurück und übernachte nicht auswärts. Ich möchte aber sehr gerne mal mit dem Zug ins Tessin reisen. Weil das eine ziemlich weite Reise ist, weiss ich noch nicht, wie ich dies anstellen könnte.

 

Liebe Astrid, vielen Dank für das Gespräch und für deine Offenheit, dass wir in dein Leben reinschauen durften. Wir wünschen dir Gottes Segen bei der Arbeit und natürlich auch auf deinen Reisen durch die Schweiz.

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