Datum: 2. September 2022, 16:00 - 4. September 2022, 15:00
Ort: Einsiedeln, Gruppenhaus SBJZ (Hotel Allegro)
«Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, bin ich meistens allein und lese am liebsten Krimis. Ich bin in dieses Weekend gekommen, um neue Leute kennen zu lernen.» Dies sagte eine der Teilnehmerinnen des ersten young@gub-Weekends während der Vorstellungsrunde. Bei den anderen klang es sehr ähnlich: neue Leute kennenlernen und eine gute Zeit miteinander und mit Gott zu haben. Dies war zusammengefasst die Motivation der jungen Leute, die sich am vergangenen Wochenende in einem der Gruppenhäuser beim Hotel Allegro in Einsiedeln zusammengefunden haben. Schon am ersten Abend war das Eis gebrochen. Zwei sind sich schon vor Jahren als Kindern an den Familientagen von Glaube und Behinderung begegnet und feiern nun nach vielen Jahren das Wiedersehen. Andere entdeckten gemeinsame Bekannte oder dass sie nicht weit voneinander entfernt wohnen. Oder dann sind sie sich sonst irgendwie sympathisch. Es wurde jedenfalls schon recht spät, bis die Letzten in Richtung Zahnbürste und Pyjama aufgebrochen sind.
Der Samstag war dem Thema des Wochenendes gewidmet. «Mut tut gut!» lautete der Titel auf der Ausschreibung. Gemeint ist Mut in Sachen Kommunikation, Beziehungen und Freundschaften. Wie gelingt es, gute Beziehungen aufzubauen und zu pflegen? Wie kommuniziere ich meine Bedürfnisse oder Wünsche, ohne eine Freundschaft zu gefährden?
Als Referenten hatten wir David Togni, den Gründer und Geschäftsführer des Modelabels LOVE YOUR NEIGHBOUR eingeladen. David musste uns aber kurzfristig wegen eines Todesfalls in der Familie absagen. Ein Plan B war also gefragt. Nun, wir haben allen Mut zusammengenommen und uns gesagt, dass wir alle eigentlich schon sehr viel Erfahrungen in unseren Leben gemacht haben, die wir untereinander austauschen können. In einer ersten Plenumsrunde haben wir unsere Fragen gesammelt, die uns im Zusammenhang mit Kommunikation, Beziehungen und Freundschaft beschäftigen. Danach tauschten wir in drei Vierergruppen in einem sehr persönlichen Rahmen über unsere Enttäuschungen und Ängste, aber auch über die positiven Erlebnisse und Erfolge aus. Auf die Frage im abschliessenden Plenum, was die wichtigsten Erkenntnisse und Takeaways seien, kamen folgende Rückmeldungen:
- Sich für andere interessieren, nicht nur über mich und meine Herausforderungen sprechen.
- Bei Problemen zu Gott gehen. Mit IHM geht es besser.
- Nicht schlecht über andere sprechen.
- Sich selbst vergeben, wenn etwas nicht gelingt.
- Lieber weniger, dafür gute Freunde.
- Nicht planlos, sondern mit einem konkreten Ziel ein Gespräch beginnen.
Nach ein bis zwei Stücken Pizza zum Zmittag spazierten wir am Nachmittag nach Einsiedeln zum Kloster. Am Anfang blieben wir bei den Pferdeweiden und -ställen hängen. Es zeigte sich, dass wir ein paar Pferdeflüsterinnen in unserer Runde haben, die im Nu bei den Pferden im Stall das Vertrauen fanden und mit Ihnen in Beziehung treten konnten. Wenn es doch bei den Menschen auch so einfach wäre. Aber vielleicht ist es gar kein grosser Unterschied, ob ich mit einem Pferd oder mit einem Menschen in Kontakt treten will. Einer der Pferdekenner beschrieb sein Vorgehen so: «Ich gebe dem Pferd zuerst die Gelegenheit, mich zu beschnuppern. Dann gehe ich einen Schritt zurück und schaue dem Pferd nicht in die Augen, damit es selbst entscheiden kann, ob es mit mir in Beziehung treten will.» Also kurz gesagt: «Hey, du kannst mir vertrauen, ich dränge mich aber nicht auf!» Willst du das mal versuchen beim nächsten Menschen, der dir über den Weg läuft?
Nach den Pferden ging es weiter in die grosse Klosterkirche. In einem Bereich wurde gesungen und eine Messe gefeiert, während daneben die Touristen die prunkvollen Fresken, Statuen, Bilder und Reliquien bestaunten. Eine kleine Gruppe machte anschliessend noch einen Abstecher in den Klosterladen, während sich der Rest via Glacéstand auf den Heimweg machte. Zurück bei der Unterkunft bildete sich eine Gruppe, die sich noch eine kleine Rundwanderung zum Sihlsee vorgenommen hat. Andere durften sich unter professioneller Anleitung mit Markern, Brushpens und Papier kreativ betätigen und erste Erfahrungen im Handlettering machen.
Zum Znacht lud die Küchencrew zum Grillplausch an einem lauschigen Plätzchen gleich neben der Kuhweide ein. Zu verschiedenen Fleischstücken und Grillkäse vom Feuer wurden orientalisch gewürzte Ofenkartoffeln, Bohnen- und Rüeblisalat serviert. Und zum Dessert gab es zu Ehren des Geburtstagskindes in der Runde einen getränkten Zitronencake. Nach diesem Znacht waren alle unsere Sinne so richtig warmgelaufen für Steffis Sinnesquiz. Alle Sinne wurden nochmals herausgefordert, als es galt, Gewürze zu riechen, Klänge zu erraten oder Gegenstände zu ertasten.
Nach so einem vollen Tag erstaunte es nicht sonderlich, dass es ganz automatisch früher Nachtruhe gab als tags zuvor.
Am Sonntag mussten wir schon kurz nach dem Frühstück das Haus wieder abgeben. Zum Glück reichte es, die Zimmer besenrein zu hinterlassen. Es brauchte aber doch seine Zeit, bis alle ihre sieben Sachen gepackt hatten. Nach getaner Arbeit trafen wir uns in einem schönen Raum gleich neben dem Gruppenhaus zum Gottesdienst. Dazu durften mir Mathias Suremann und seine Frau begrüssen. Er berichtetr uns von seiner Morbus Perthes Erkrankung und deren Auswirkungen auf seine Jugend und auch sein heutiges Leben. Morbus Perthes ist eine durch eine Fehlstellung der Hüftgelenke verursachte Durchblutungsstörung des Hüftgelenkkopfes, wodurch der Hüftgelenkkopf abstirbt. Bereits mit 3 Jahre wurde Mathias operiert und litt neben den körperlichen Einschränkungen in seiner Jugendzeit sehr unter Ausgrenzung und Mobbing. Er und die Ärzte erlebten aber auch ein Wunder, weil die Diagnose einer starken Wachstumsstörung nicht eintrat. Durch seine eigene Geschichte mit Auf und Abs, aber auch durch die vielen Zusagen Gottes in der Bibel, machte uns Mathias Mut, Gott in allen Lebenssituationen zu vertrauen und ihm in allem dankbar zu sein.
«Denn ich weiss, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben.» Jeremia 29,11
Zum Schluss gab uns Mathias noch die himmlische Notfallnummer mit (Direktwahl): 1383-333-9115-501-516. Die Nummer setzt sich aus den folgenden Bibelstellen zusammen: Psalm 138,3; Jeremia 33,3; Psalm 91,15; Psalm 50,15-16).
Nach ein paar Hot-Sandwiches zum Zmittag trafen wir uns nochmals zu einer Schlussrunde. Was hat euch gefallen? Was können wir besser machen und was unbedingt beibehalten? Soll es so ein Weekend wieder geben? Der Tenor war klar: Alle sind beim nächsten Weekend wieder dabei. Geschätzt wurde, dass die Gruppe nicht zu gross war und dadurch eine familiäre Ambiance entstand. Sehr wertvoll waren für alle die Kleingruppengespräche am Samstag. Und auch die Küche durfte lobende Worte entgegennehmen.
So bleibt nun die Spannung, ob die neu entstandenen Bekanntschaften und Kontakte das Weekend überdauern. Wir wünschen uns sehr, dass dies gelingt, und sind gespannt auf das zweite young@gub-Weekend im 2023.