Ferienwoche Interlaken 2021

Datum: 17. Juli 2021 - 24. Juli 2021
Ort: Interlaken, Hotel Artos

Ihr seid meine Familie!

Es war am letzten Abend der Ferienwoche in Interlaken. Die bunt gemischte Gruppe aus allen Teilen der Deutschschweiz trifft sich zum letzten Abend im Saal des Hotel Artos. Nach zwei Lobpreisliedern lädt Simone uns zu einer Art Zeugnisrunde ein um zu berichten, was wir in dieser Woche miteinander und mit Gott erlebt haben. Unter den vielen schönen und berührenden Beiträgen traf vor allem diese Aussage mitten in unsere Herzen: «Ich habe diese Woche in Interlaken mit euch so sehr genossen; denn ihr seid meine Familie!» Und so empfanden wohl noch einige andere im Saal. Doch wie wurde die traditionelle Ferienwoche auf einmal zu Familienferien?

Herausfordernde und mutmachende Andachten

Jeden Tag kamen wir in den Genuss einer Andacht von einem unserer beiden Theologen Christoph Marti und Andreas Hahn. Der thematische rote Faden der Woche lautete: «Geliebt, gefordert, gesandt». Bereits in der Andacht vom Sonntagmorgen durften wir uns neu bewusst werden, was es heisst, von Gott geliebt zu sein. Anhand des Gleichnisses der beiden verlorenen Söhne zeigte uns Christoph auf, dass wir nicht aufgrund von unserer Leistung geliebt sind, sondern weil wir mit Gott Gemeinschaft haben. Gottes Liebe ist zudem reine Gnade und nicht die Folge unseres moralisch einwandfreien Lebens. Und schliesslich ist Gott ein grosszügiger Gott, der uns an seiner Fülle Anteil haben lässt.
In einer weiteren Andacht zeigte uns Andreas aufgrund des Gleichnisses der Taglöhner im Rebberg (Mt 20,1-16) auf, dass Gnade oft unfair erscheint. Auch jene Arbeiter, die erst um 5 Uhr eingestellt wurden, erhielten den vollen Lohn von einem Denar. Dies ist übrigens auch der Betrag, den jemand brauchte, um seine Familie durchbringen zu können. An diesem Beispiel zeigt sich, dass Gott uns nach unserer Bedürftigkeit Gnade erweist und nicht nach unserer Leistung. Und ganz wichtig: Erfahrene Gnade lässt sich nicht zurückbezahlen, sondern kann nur eimerweise weitergegeben werden.
Mit Jesaja 40, 27-31 zeigte uns Christoph auf, dass es ganz normal ist, müde und auch mal niedergeschlagen zu sein. Gott hat aber ein Herz für die Schwachen («Er gibt dem Müden Kraft und dem Ohnmächtigen mehrt er die Stärke» – Vers 29) und er liebt es, uns in dreifacher Form neuen Auftrieb zu verleihen, damit wir wie die Adler unsere Schwingen neu emporheben, laufen und nicht ermatten, gehen und nicht ermüden werden (Vers 31b)
Und schlussendlich forderte uns Andreas in seiner letzten Andacht auf, unsere Komfortzone zu verlassen und uns von Jesus senden zu lassen. Ähnlich wie Mose vor dem brennenden Dornbusch haben auch wir manchmal Ausreden, uns nicht senden zu lassen. Wer bin ich schon? Man wird mir nicht glauben. Ich kann nicht reden. Kannst du nicht jemand anderes schicken? Gott hat uns aber schon zugesagt, dass er immer bei uns sein wird und uns im richtigen Moment die richtigen Worte schenken wird. Andreas machte uns Mut, den Schritt aus der Komfortzone hinein in die Wachstumszone zu machen, damit wir nicht verpassen, was Gott noch mit uns vorhat.

Persönliche Gespräche mit Tiefgang

Was unsere Ferienwochen von anderen Ferien unterscheidet, sind die vielen Möglichkeiten für einen persönlichen und auch offenen Austausch über die Herausforderungen des Lebens. Sei dies in den offiziellen aber freiwilligen Gesprächsgruppen nach den Andachten oder bei anderen sich bietenden Gelegenheiten im Verlauf der Woche. Neben Seelsorgegesprächen mit ausgebildeten Gesprächspartnern ist es für unsere Feriengäste ein grosses Plus, mit Menschen austauschen zu können, die Ähnliches erleben oder in vergleichbaren Situationen das Leben meistern. «Im vielen Gesprächen hier in Interlaken waren wir sofort in einer Tiefe, die ich im Gespräch mit Leuten in meiner Gemeinde nie erlebe. Dass wir ähnliche Herausforderungen im Leben zu meistern haben, macht den Unterschied», sagte eine Teilnehmerin gegen Ende der Ferienwoche. Ganz erfreut berichtet auch unser 16-jähriger Youngster von einem Gespräch mit einem älteren Teilnehmer über die grundlegenden Fragen des Lebens. Ferienwochen von Glaube und Behinderung sind eben nicht nur für Gruftis 😉

Lobpreis zum Abheben

Auch in diesem Jahr waren wir mit einer genialen Lobpreisband gesegnet. Den Kern bildeten Lynn am Piano, Simone mit ihrer Stimme und Andreas mit der Bassgitarre. Sporadisch gesellten sich andere dazu und halfen mit, zum Beispiel ihr Lieblingslied zu singen. Das Lied «I bi nid Opfer» begleitete uns durch die ganze Woche und stärkte unser Vertrauen auf den liebenden Vater, der immer bei uns ist und uns nie alleine lässt. («I am no vicitm» in der englischen Originalversion von Kristine Dimarco von der Bethel Church)
«I bi nid Opfer
Vision prägt mis Läbe
D’Chraft vor Liebi deckt mi zue
I dym Arm chum i zur Rueh
I bi nid verlasse
Nid arm, am verblasse
Im Chünigrych bin I dehei
Dr Chünig laht mi nie elei»

Vielseitiges Programm

Viel Vorbereitungsaufwand steckt immer auch hinter den Ausflügen. Zwei grössere und zwei kleinere Ausflüge standen heuer auf dem Programm. Die grossen Ausflüge führten uns auf das Niederhorn und auf die Schwarzwaldalp. Dieses Jahr haben wir ganz besonders darauf geachtet, dass die Ausflugsziele verschiedene Möglichkeiten für Aktivitäten der Teilnehmenden boten. So gab es jeweils Gruppen, die einen Teil des Wegs gewandert sind. Sogar unser blinder Vizepräsident ist am Arm seiner Frau von der Mittelstation bis aufs Niederhorn gewandert und hat sich so viel Bewunderung und Hochachtung eingeheimst. Auf der Schwarzwaldalp konnten sogar die Rollstuhlfahrer/innen zurück bis zur Rosenlaui fahren und die wunderbare Landschaft an sich vorbeiziehen lassen. Den Vogel abgeschossen haben jedoch Simone und Jonathan, die mit ihren Elektrorollis von der Schwarzwaldalp bis zur Grossen Scheidegg und zurück gedüst sind (5,41 km und 519 Höhenmeter ein Weg). Und nicht zu vergessen: für eine kurze Zeit verfügte die Schwarzwaldalp über ein Behinderten-WC. Und zwar unser eigenes, selber entwickeltes und gebautes rollstuhlgängige WC. Denn wie sagte Simone so schön: Wir lassen uns nicht von den Behinderten-WC’s vorschreiben, wohin wir reisen dürfen.
Ähnlich vielseitig gestaltbar war auch der Besuch in Lauterbrunnen, den wir anstelle des geplanten Ausflugs in die Spiezer Bucht (wegen Hochwasser nicht möglich) kurzfristig ins Programm genommen haben. Zug fahren, wandern von Zweilütschinen nach Lauterbrunnen, E-Bike und Handbike fahren oder einfach spazieren von Lauterbrunnen in Richtung Stechelberg oder auch einfach nur einen Coupe essen in einem der vielen Restaurants: die Palette der Möglichkeiten bot für alle etwas.
Dank Entspannung der Hochwassersituation wurde am Freitagnachmittag doch noch ein Ausflug auf dem See möglich. Etwa die Hälfte der Gruppe liess sich während drei Stunden gemütlich von Interlaken bis Brienz und zurück über den See gondeln.
Es gab aber auch ruhigere Tage in und rund um Interlaken. Käfele, lädele und Coupe essen darf in GuB-Ferien nie zu kurz kommen! Am Mittwochnachmittag konnten sich alle für verschiedene Workshops einschreiben. Auf dem Programm stand ein Handlettering-Einführungskurs von Susanne, eine Partie Pétanque unter Interlakens Platanen, Gesellschaftsspiele oder eine Rundfahrt in Interlaken mit einem 4-er Velo. Am gleichen Tag lud uns das Hotel Artos auch noch zu einem Harfenkonzert mit Silke Aichhorn ein.

Tolle Infrastruktur im Hotel Artos

Einen nicht zu unterschätzenden Erfolgsfaktor für erholsame Familienferien bildet auch die tolle Infrastruktur im Hotel Artos. Es ist sehr viel wert, wenn man schon im Voraus weiss, dass grundsätzlich alles vorhanden und für unsere Zwecke eingerichtet ist. Auch die Spitex und die Physiotherapie im Haus sind für viele ein Trumpf, der immer wieder sticht.
All diese teilweise bewährten und auch weiterentwickelten Elemente machten die Ferienwoche von Glaube und Behinderung zu einer Familienferienwoche und einem vollen Erfolg. Und was besonders schön ist: auch in diesem Jahr sind neue Leute zu unserer Familie dazugestossen und haben sich rasch in unserer Mitte wohlgefühlt.
Die nächste Ferienreise ist vom 1. bis 12. Mai 2022 geplant. Wir sind zuversichtlich, dass wir die im 2020 verschobene Israelreise nächsten Frühling nachholen können.

Infos zum Artikel

Der Flyer zum Angebot

Unsere beiden Referenten

Vielen Dank für die Unterstützung!

Auch diese Fereinwoche konnten wir nur Dank der finanziellen Unterstützung der Stiftung Denk an mich und der Stiftung cerebral durchführen. Vielen herzlichen Dank!

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