Schon wieder Fisch?

Datum: 30. April 2022 - 7. Mai 2022
Ort: Munster im Elsass, Hotel Verte Vallée

Die heutige Andacht vor dem Abendessen ging soeben zu Ende. Mit Spannung begeben wir uns in den Speisesaal des Restaurants «Les Grands Arbres», das zu unserem Hotel gehört. Der Küchenchef zählt zu den besten Köchen Frankreichs und überraschte uns jeden Abend mit einem hochstehenden Dreigangmenü. Die Menükarte konnten wir zwar nur mit Hilfe von Google entschlüsseln. Und ab Mitte der Woche war von den Tischen ab und zu ein erstauntes bis enttäuschtes «schon wieder Fisch?!» zu hören. Ja, die französische Küche war für einige eine Herausforderung. Es kamen Speisen auf den Tisch, die normalerweise nicht auf unserem Speiseplan stehen, während anderes – zum Beispiel einen Teller grünen Salat – gänzlich auf der Menükarte fehlte. Andere konnten aber die Gourmetküche durchaus geniessen und genehmigten sich zum Essen auch ab und zu ein Glas Wein aus der Region.

Nichts zu meckern gab es beim Frühstücksbuffet. Es war schlicht alles zu finden, was das Herz begehrte. Darunter auch viele regionale Produkte wie den Munsterkäste, Kougelhopf oder gar ein Glas Crémant d’Alsace.

Nach dem Frühstück stand an jedem Tag ein Ausflug oder eine Besichtigung auf dem Programm. Am ersten Tag gings in die Höhe nach Schnepfenried – im Winter ein Skigebiet und im Sommer Ausgangspunkt für schöne Wanderungen in den Vogesen. Ein kleiner See war auch für unsere RollstuhlfahrerInnen erreich- und umrundbar. Während die einen bereits im Bergrestaurant die deutlich einfachere Menükarte studierten, brachen ein paar Fussgänger noch zu einer kurzen Wanderung auf. Bei allen Ausflügen war es uns wichtig, möglichst vielen Bedürfnissen unserer Reisegruppe gerecht zu werden.

 

Am zweiten Tag gings in den Storchenpark bei Hunawhir. Mit dem Ziel, die vom Aussterben bedrohten Störche wieder anzusiedeln, wurde der Park in den 70-er Jahren gegründet. Mittlerweile ist die Storchenpopulation wieder auf ein gesundes Mass angewachsen. In allen Dörfern – und sogar vor unserem Hotel – nisteten die Ströche und warteten auf die Geburt ihrer Jungen. In Hunawhir waren die Störche fast zum Greifen nah. Ihre Verrenkungen und das Geklapper der Schnäbel waren sehr beeindruckend und spannend. Im gleichen Park gab es aber auch andere Tiere wie z.B. den grossen Hamster oder Kormorane.

Nach der Rückkehr zum Hotel bot sich den Weinliebhabern noch die Chance auf einen Besuch bei einem lokalen Weingut. Bei Vins Schoenheitz wurden wir herzlich empfangen. Wir durften einen Blick in den Weinkeller werfen. Danach hatten wir die Gelegenheit, fünf Weissweine neben- bzw. nacheinander zu verkosten. So ist vielen von uns bewusst geworden, dass Weisswein nicht gleich Weisswein ist und verschiedene Traubensorten auf unterschiedlichen Böden völlig unterschiedliche Weine hervorbringen.

Am Dienstag ging es etwas ruhiger zu und her. Am Vormittag fuhren wir in ein Nachbardorf von Munster und liessen uns in die Kunst der Produktion des Munsterkäse einführen. Am Nachmittag besuchte eine interessierte Gruppe das Museum von Albert Schweitzer. Dort erlebte unser Charlie sein Highlight der Ferien. Er durfte auf der Orgel von Albert Schweitzer spontan ein Ständchen spielen.

Am Mittwoch stand Colmar auf dem Programm. Ein Teil der Gruppe absolvierte eine Stadtführung zu Fuss bzw. auf vier Rädern und wurde dabei wegen des Kopfsteinpflasters arg durchgeschüttelt. Die andere Gruppe stieg in einen «Zug» ein und liess sich so gemütlich durch die Altstadt gondeln. Wir begegneten auf der Führung unter anderem dem Erbauer der Freiheitsstatue von New York und entdeckten das kleinste Haus von Colmar mit ganzen 25m2 Fläche.

Am Nachmittag durften wir uns noch durch das Museum Unterlinden führen lassen. Sein berühmtestes Stück ist der Isenheimer Altar. Er wurde im Mittelalter in Auftrag gegeben, damit die an der Mutterkornvergiftung erkrankten Menschen durch die Betrachtung des Kunstwerks wieder neuen Mut fassen und Trost finden konnten. Dank einem kleineren Modell sowie einer grösseren Relief-Nachbildung des Altars können auch sehbehinderte Menschen das Kunstwerk betrachten bzw. begreifen.

Am Donnerstag fuhr uns unser sehr geschätzter Chauffeur Goran auf einer Rundfahrt durch die Vogesen. Der Weg führte an einem eindrücklichen Denkmal für eine der brutalsten Schlachten des ersten Weltkriegs vorbei. Im Bewusstsein, dass aktuell in einem anderen Teil Europas wieder Krieg herrscht, liess einen der Blick über das Meer mit weissen Kreuzen noch betroffener zurück.
Nachdem wir alle Kurven schadlos hinter uns brachten, kehrten wir in Sigolsheim in einem Spargelrestaurant ein. Es gab für alle Spargeln à discrétion mit Schinken oder mit Lachs. Es soll solche gegeben haben, die locker ein Kilo Spargeln alleine verdrückten ….
Den Abschluss des Tages bildete noch ein kurzer Abstecher nach Kaysersberg, einem der malerischsten Städtchen im Elsass.

Am Freitag schliesslich besuchen wir noch die Berberaffen auf dem Affenberg bei Kintzheim. Die putzigen Tierchen zeigten sich gut gelaunt, mal mit grossem Anlehnungsbedürfnis (nur bei ihren Artgenossen… ) und mal ziemlich kämpferisch. Auch am Freitag bot sich für die Wanderer die Möglichkeit für eine Extratour. In gut 1,5 Stunden marschierte eine 6-er Gruppe vom Affenberg bis zur Haut-Koenigsbourg. Oben angekommen blieb gerade noch Zeit für einen kurzen Kaffee, bevor uns Goran mit seinem Bus wieder zurück zum Hotel fuhr.

Da in Frankreich das Abendessen 1 bis 2 Stunden später angesetzt ist als in der Schweiz, trafen wir uns als ganze Gruppe jeweils am Abend um 18 Uhr für einen kurzen Tagesrückblick mit Fotos, Infos für den nächsten Tag, zwei Lobpreisliedern und einer Andacht von Christoph Marti. Das Thema der Andachtsreihe lautete «Liebe ist ….». Zum einen zeigte uns Christoph auf, dass Christus aufgrund unseres Glaubens in unseren Herzen lebt und unsere Leben in der Liebe verwurzelt und auf dem Fundament der Liebe gegründet sind (frei nach Eph 3,17). In den folgenden Andachten ging es dann um verschieden Aussagen darüber, was Liebe ist oder auch was sie nicht ist. Letztere waren dabei besonders spannend zu betrachten und führten bei vielen zu ganz neuen Erkenntnissen.

Neue Erkenntnisse erwarteten uns während der Ferienwoche auch bei anderen Gelegenheiten. So zum Beispiel jene, dass wenn man in Frankreich einen «Café» bestellt, einem ein Espresso serviert wird und nicht etwa ein Kaffee mit einem Rähmli nach guter Schweizer Sitte.

So hoffen wir doch sehr, dass unter dem Strich die horizonterweiternden Erkenntnisse die Erinnerungen an die Ferien im Elsass prägen werden und nicht die kulturellen und kulinarischen Herausforderungen.

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Lage des Hotels / Anreise

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