Datum: 16. Juni 2022, 9:30
Ort: Sursee, Campus Sursee
Vertrauen bringt Lebensmut
Eine bunte Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen hat sich letzten Donnerstag im Campus Sursee zur Fachtagung «LebensMUTig» getroffen. Darunter waren zum Beispiel Pflegefachleute, Pastoren, Seelsorgende, Ärztinnen und Ärzte, studierende und ausgebildete Theologinnen, Physiotherapeuten, Psychologinnen und Psychologen und einige Rentnerinnen und Rentner. Es folgend zwar in diesem Jahr viel weniger Leute unserer Einladung zur Weiterbildung. Der Qualität der Beiträge und auch der Motivation der Teilnehmenden tat dies jedoch keinen Abbruch. Die Tagung lud ein, darüber nachzudenken, was unser Leben lebenswert macht, wenn Leid und Begrenzung die Lebensqualität einschränken und der Lebensmut abhandenkommt.
In seinem Hauptreferat strich Dr. Roland Hardmeier die Wichtigkeit des Vertrauens in den verborgenen Gott hervor: «Das Leben als Christ ist ein beständiger Akt des Vertrauens. Wir glauben, dass Gott existiert, wir vertrauen, dass er uns versorgt, wir halten an ihm fest, wenn Dunkelheit uns befällt. Das Vertrauen in den verborgenen Gott, der zu unserem Besten am Werk ist, ist das Wertvollste, das wir im Leiden besitzen.» Durch seine eigene Leidensgeschichte hat Roland Hardmeier erfahren, dass dieses Vertrauen immer wieder errungen werden muss. Er beschreibt sechs Phasen, die wir im Leiden durchlaufen. Nach einer ersten Phase der Ungewissheit über die Situation (z.B eine hereinbrechende Krankheit) folgt irgendwann die Gewissheit. Danach folgt eine Zeit der Aggression, der Auflehnung gegen das Unvermeidliche. Danach kommt die Anklage gegenüber Gott, der heilen könnte aber es in meinem Fall nicht tut. Es braucht eine Zeit der Klage und danach der Resignation, bevor wir ein Ja zu unserem Leiden finden und zu einem neuen Leben aufbrechen können.
Das Vertrauen auf Gott sei auch wichtiger als Klarheit über seinem Leben zu bekommen, sagt Roland Hardmeier. Auch wenn vieles im Leben einfacher wäre, wenn wir Klarheit hätten, ist das Vertrauen auf Gott wichtiger. Oder im O-Ton des Referenten: «Der Kern des biblischen Glaubens ist schlichtes Vertrauen auf Gott. Die Sehnsucht nach Klarheit ist die Versuchung, das Risiko zu umgehen, Gott zu vertrauen.»
Vor und nach dem Mittagessen hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, aus einer Vielfalt von Vertiefungsseminaren mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten zu wählen. So lernten die einen, wie Suizidbetroffene begleitet werden können und wieder Perspektiven für ihre Leben finden. Andere erhielten einen Werkzeugkasten für die Notfallseelsorge und die Dritten erfuhren mehr über die heilende Kraft von biblischen Klagetexten. Im Workshop von Gabi Rechsteiner ging es um die Frage, wie wir auf gesunde Art und Weise Hilfe anbieten und annehmen können und auch von der Kunst, nicht zu viel zu helfen. Oliver Merz gab in seinem Seminar Impulse zu mehr Inklusion in unseren Kirchen und Gemeinden.
Den Abschluss der Tagung bildete ein Gespräch über die Gipfel und Täler des Lebens mit Ruedi Josuran, Monica Kunz und Peter Henning. Die drei gingen unter anderem der Frage nach, wie Glaubensgeschwister auf Krisen und Nöte in unserem Leben reagieren und machten eine gewisse Sprachlosigkeit in der christlichen Gemeinschaft aus gegenüber der Realität von leidvollen Lebenssituationen.
Sehr freudvoll und Mut spendend war die musikalische Begleitung der Tagung durch Gerd Bingemann. Mit passenden selbstgeschriebenen Liedern umrahmte er die Elemente der Tagung mit viel Feingefühl.
Die spontanen und sehr positiven Rückmeldungen von Teilnehmenden trösteten das Organisationsteam etwas über die überraschend tiefe Anmeldezahlen hinweg. Sie zeigten, dass diese Tagung gerade wegen seiner «Bodenhaftung» sehr geschätzt wird und auch weiterhin einen Platz im Kalender haben solle. Wenn das Debriefing keine überraschende Wendung mit sich bringt, dann wäre das Datum der nächsten Fachtagung wohl der Donnerstag, 30. Mai 2024.